„Ich kann das Meer nicht reparieren, es leuchtet einfach – mich stört es eigentlich nicht. Manchmal ist es blau, dann grün. Ist Flut, fliege ich mit blauen Flügeln über die Düne, schaue mir die Tänze im Meer an, denke an die Meerjungfrau. Gerne wäre ich ein Wassertreter, aber die gibt es hier nicht. Das Weibchen balzt bei dieser Vogelart und sie muss das Revier verteidigen. Ich lande wieder auf der Erde, die Flügel tupfe ich mit ihrer Bettdecke trocken. Ich höre Musik. Die Geige streichelt mich, das Klavier nimmt meine Hand, das Cello küsst und die Pauken … Es ist spät geworden, jetzt kämpfen die Priele um das Wasser. Heringsmöwen und Sturmmöwen am nassen Himmel, in einem Priel der verirrte Trauererpel. Ich sammle täglich Meerwasserläufer, sie legen ihre Eier auf Treibgut. Gestern fand ich ihren blauen Koffer wieder. Er schmeckt nach Salzwasser, ich finde, er passt gut zu mir. Und es macht eben viel mehr Freude alleine Musik zu hören, es ist doch so viel besser alleine auf das Meer zu schauen.“
Text: Jürgen Gisselbrecht