BILD: Kerstin , TEXT: Sylvia

Von | 21. Januar 2008

Fuchsgeist

 

„wenn ich tanze, fliegen die männer. sie fliegen ganz und gar, zittern,
wackeln mit kopf und ohren und schultern und knien, alles ruckt und
zuckt entzückt entrückt. Wenn ich tanze, nachts, flackert das licht in
der lampe, alle motten machen sich auf und flattern um mich herum und
die nachtvögel und fledermäuse. männer, motten, vögel, fledermäuse —
und alles, was nicht festgebunden ist. einmal flogen sogar die schafe
auf, flogen aus den fängen meiner rotschwänzigen verwandten in den
himmel auf. Ich hörte sie heulen, meine rothaarigen brüder, weil ihnen
die beute in die lüfte entwischte. ich lachte nur und tanzte weiter,
weiter, meine weiten. rauschenden gewänder machten musik dazu, raunten
und rauschten und die männer trommelten, trommelten wilde synkopen auf
wände und türen und auf die kühlerhauben der autos, die still unter
straßenlaternen warteten. alle fenster gingen auf, alle türen aller
häuser dieser stadt. menschen kamen heraus, die männer fingen an zu
fliegen und die frauen fingen an zu schimpfen und zu weinen. die kinder
schauten nur mit großen augen. müde schaute ich sie alle an, rief meine
rothaarigen brüder und tanzte mit ihnen in den wald zurück. die menschen
fielen in einen tiefen schlaf und dachten am nächsten morgen, sie hätten
alles nur geträumt. Ich aber werde wiederkehren mit meinen
rotschwänzigen brüdern und wenn ich tanze…“

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